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„Das Kreuz ist Zeichen der Toleranz und Menschenliebe“

Erzbischof Herwig Gössl am Heinrichsfest 2025
Datum:
Veröffentlicht: 13.7.25
Von:
hal

Predigt zum Heinrichsfest: „Der Bistumsgründer ist ein Pilger der Hoffnung“

Bamberg. Mit deutlichen Worten hat der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl beim Heinrichsfest die Bedeutung des Kreuzes in öffentlichen Räumen betont. Es sei „ein Zeichen der Toleranz und Menschenliebe“ und erinnere daran, Verantwortung vor Gott zu übernehmen, sagte Gössl in seiner Predigt am Sonntag. Er dankte ausdrücklich allen demokratisch gesonnenen Menschen, die sich in Politik und Gesellschaft für den Verbleib der Kreuze in der Öffentlichkeit einsetzen. Gössl bezog sich damit auf eine Einzelfall-Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes, wonach ein Kruzifix im Eingangsbereich einer staatlichen Schule die Religionsfreiheit verletzte.

„Mit unschöner Regelmäßigkeit werden wir mit dem Kulturkampf-Thema ‚Kreuz in öffentlichen Gebäuden‘ konfrontiert“, fuhr Gössl fort. Es sei normal, dass es Interessengruppen gebe, die gegen das Kreuz in den Kampf ziehen. „Für mich ist das Kreuz in der Öffentlichkeit das Zeichen, das uns an unsere menschliche Verantwortung Gott gegenüber erinnert und uns mahnt, ihnen in gelebter Toleranz und Menschenliebe nachzufolgen“, so Gössl. Wenn das Kreuz aus der Öffentlichkeit ganz verbannt werde, werde es in der Gesellschaft nicht mehr, sondern weniger Toleranz und Menschlichkeit geben.

Weiter ging der Erzbischof auf die geplante Nominierung der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf ein, die angeblich das Lebensrecht ungeborener Menschen in Frage stelle. Gössl sprach von einem „innenpolitischen Skandal“ und fügte hinzu: „Ich möchte mir nicht vorstellen, in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet.“ Dann hätten die Schwächeren keine Stimme mehr: „Nicht die Ungeborenen und nicht die pflegebedürftigen Alten; nicht die psychisch Kranken und auch nicht die sozial Schwachen; nicht die Menschen, die sich aufgrund von Krieg und Verfolgung auf die Flucht begeben und auch nicht die Natur, die gewissenlos ausgebeutet und zerstört wird.“ Die gelebte Verantwortungslosigkeit gegenüber Gott führe direkt zur Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Mitmenschen und gegenüber der Schöpfung, sagte Erzbischof Gössl.

Der heilige Heinrich als Bistumspatron habe sich in seinem Handeln immer Gott gegenüber verantwortlich gefühlt und habe sein Leben ganz in Gott verankert. „Er wurde so zu einem Hoffnungszeichen bis heute, vor allem für die Menschen, die politische und gesellschaftliche Verantwortung in dieser Welt übernehmen. In diesem Heiligen Jahr geht er als Pilger der Hoffnung voran und begleitet uns in unseren Fragen und Sorgen.“

Zum Auftakt der Festtage wurde am Donnerstagabend die „Erhebung der Häupter“ gefeiert. Dazu wurden die normalerweise in der Häupterkapelle ausgestellten Reliquienschädel des Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde im Altarraum zur Verehrung gebracht. Das Heinrichsfestwochenende begann am Freitag mit der Eröffnung der Kunstausstellung „Krise. Kunst. Kirche. Kontinente. – Visionen von Laudato si“ im Bamberger Dom. Am Abend startete mit einer „Lesenacht auf den Spuren biblischer Frauen“ im Dom ein komplett neues Format mit dem Titel „Unerhört!?“. Am Samstag fand traditionell in St. Urban eine Eucharistiefeier samt Krankensalbung für Seniorinnen und Senioren, Kranke und Menschen mit Behinderung statt. Am Nachmittag fand auf dem Domplatz der traditionelle Motorradgottesdienst statt, am Abend wurde in der Alten Hofhaltung weitergefeiert Dort traten auch inklusive Kulturgruppen der KUFA auf.

Nach dem Festgottesdienst, der am Sonntag witterungsbedingt im vollbesetzten Dom stattfand, bestand die Möglichkeit, Stände der Verbände, Vereine und Einrichtungen des Erzbistums zu besuchen und bei deren vielfältigen Aktionen mitzumachen. Auf der Domplatzbühne wurde ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Tanz, Kampfsport und Showakrobatik geboten. Bevor das Heinrichsfest mit der Pontifikalvesper endete, sang der Männerkneipenchor „Männersache“ auf dem Domplatz.

Das Heinrichsfest erinnert jährlich am zweiten Juli-Wochenende an den Bistumsgründer, Kaiser Heinrich II., der am 13. Juli 1024 starb.