Freundschaft erfahren und die Welt gestalten

Eine heiße Kiste sei besser als eine Zitterpartie, scherzt ein bestens aufgelegter Erzbischof Dr. Ludwig Schick zum Beginn des Festgottesdienstes beim Heinrichsfest auf dem Domplatz. Schließlich erreichte das Thermometer an diesem Wochenende fast Werte, die auch im Senegal üblich sind. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Bistumspartnerschaft zwischen Bamberg und Thiès im Senegal stand das Heinrichsfest in diesem Jahr unter dem Motto: „Freundschaft leben – Welt erfahren“.
„Chöre aus der halben Diözese sind hier, um den Gottesdienst mit zu gestalten“, freute sich Erzbischof Schick. Musikalisch gestaltete den Gottesdienst der Bamberger Domchor, die Mädchenkantorei am Bamberger Dom, die Heinrichsspatzen und The next sparrows generation aus Bamberg, der Jugendchor St. Magdalena aus Herzogenaurach und das Bläserquintett der Bamberger Symphoniker.
„Die Freundschaft mit Thiès hat auch unseren Horizont erweitert“, predigte der Bamberger Erzbischof vor rund 2000 Gottesdienstbesuchern. Er denke noch sehr gerne an die offizielle Besiegelung der Partnerschaft vor zehn Jahren mit dem damaligen Bischof von Thiès, Jacques Sarr, zurück. Der Bamberger Oberhirte erinnerte in seiner Predigt aber auch an die zahlreichen anderen Beziehungen, die das Erzbistum Bamberg pflege, wie beispielsweise Changanacherry in Indien, Cochabamba in Bolivien oder Stettin in Polen. Die Beziehungen zwischen den Thiès und Bamberg reichten jedoch viel weiter zurück, bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts „Heute danken wir für dieses Geschenk der Freundschaft. Sie ist verwurzelt in der Freundschaft der Christen mit Jesus Christus“, so Schick.
„Nicht alle Muslime sind radikale Islamisten“
Durch die Partnerschaft mit den Christen im Senegal werde auch die Vielfalt Afrikas deutlich. Das gelte für die Natur und die Landschaften ebenso wie für die Menschen und die Vielfalt der Kulturen und Religionen: „Es ist uns zum Beispiel auch deutlich geworden, dass die Muslime sehr verschieden sind und nicht mit gewalttätigen Islamisten gleichgesetzt werden dürfen.“ Im Senegal seien Christengemeinden erlebbar, „die genauso katholisch sind wie wir, und doch eine andere Lebendigkeit und Freude in ihrer Liturgie, in ihrem Glauben und in ihrem Umgang miteinander haben“. Die katholische Christengemeinde leiste in einer überwiegend muslimischen Gesellschaft ihren Beitrag für das Gemeinwohl durch Schulen, Krankenhaus und Caritas-Einrichtungen, die der Entwicklung und dem Fortschritt aller dienen: „Durch die Freundschaft erfahren wir Welt und gestalten sie mit.“
Der Bamberger Erzbischof ging in seiner Predigt auch auf aktuelle Ereignisse ein. Europa und auch die ganze Welt müsse zusammenhalten, nur dann könne es Fortschritt für die ganze Welt geben. Dass dies schwieriger geworden sei, zeige der Brexit oder auch der G20-Gipfel in Hamburg.
Die Kollekte des diesjährigen Heinrichsfestes ging an das Sozialprojekt „Fit für die Zukunft“ in der Diözese Thiès. Ziel ist es dabei, die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Konkret geht es um die Umsetzung der Kinderrechte, um eine Sensibilisierung zum Thema Gewalt und um Aufklärungsarbeit zu Sexualität und Drogen.
Bei einer Gesprächsrunde auf der Domplatzbühne mit der Pressesprecherin der Stadtkirche Nürnberg, Elke Pilkenroth und Heinrichsblatt-Redakteur Christoph Gahlau, zeigte sich Erzbischof Schick begeistert von der Lebensfreude der Menschen im Senegal. „Die Menschen dort sind sehr zukunftsgewandt und froh. Die Lebensfreude sprüht richtig.“ Er sehe allerdings auch die Sorgen und Nöte der Menschen. Bei soviel Zuversicht sei er aber zuversichtlich, dass es „gut wird bei so vielen kraftvollen Menschen“.
Seit September 2016 ist Abbé Patrice Mor Faye aus dem Senegal als Pfarrvikar in Oberhaid tätig. „Ich danke allen, die mich so freundlich aufgenommen haben“, sagte der senegalesische Geistliche. Die Lebens-, Gebets- und Solidargemeinschaft zwischen den beiden Bistümern sei spürbar. Einen Unterschied merke er vor allem in der Liturgie. In senegalesischen Gottesdiensten werde viel getanzt. Dadurch dauerten aber auch die Gottesdienste länger. Erzbischof Schick wünscht sich auch für die hiesige Kirche mehr Lebendigkeit „tam-tam“ im Gottesdienst. Gleichzeitig erinnerte der Bamberger Oberhirte aber daran, dass die Deutschen die Uhren hätten und die Afrikaner die Zeit. „Die Herausforderung ist, wie bekommen wir tam-tam in die Uhrzeit hinein.“
Engagement für die Jugend im Senegal
Die BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Fischer und Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl informierten über die Möglichkeit im Rahmen des Weltfreiwilligendienstes ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland zu absolvieren. Der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) biete hier Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Ländern, darunter auch im Senegal an. Natürlich werde auch darauf geachtet, welche Fähigkeiten und Begabung ein Freiwilliger mitbringe.
Zahlreiche Möglichkeiten sich auszuprobieren für Jung und Alt waren in der Dompropstei im „Hof der Jugend“ gegeben. Dort konnte man vielfältig kreativ werden, sich ein fair gehandeltes kühles Eis gönnen oder am Kletterturm mit Getränkekisten ausprobieren.
Ein paar Meter weiter bot auf der Wiese vor dem Bischofshaus die Deutsche Jugendkraft (DJK wieder ihr buntes Showprogramm an.
Etliche kirchliche Vereine und Verbände, Organisationen und Unternehmen zeigten das vielfältige kirchliche Leben. Der Familienbund der Katholiken war ebenso vertreten wie der Diözesanrat, die Orden oder auch Bildungshäuser.
Auf der Domplatzbühne präsentierten sich die Projektband der Werkstatt Neues Geistliches Lied (NGL) anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens und die Chorjugend St. Magdalena aus Herzogenaurach mit ihrem „Straßenmusikprogramm“.
Die Besucher, so die Organisatoren, seien auch dieses Jahr wieder zahlreiche gekommen. An den drei Tagen kamen zwischen 6000 und 7000 Menschen auf den Domberg.
Dass das Heinrichsfest sich doch von anderen Feiern absetzt, wird auch deutlich in den spirituellen Angeboten, wie der Nacht der Sehnsucht (eigener Bericht), der Eucharistiefeier mit Krankensalbung und dem Motorradgottesdienst (eigene Berichte) sowie meditativen Angeboten wie dem Raum der Stille in der Nagelkapelle oder der Kunigundenkapelle. Hier konnte man auch abseits des bunten Trubels einmal Ruhe und Stille suchen.




